Das toxische Bild vom Kind und wie du es ablegen kannst

Schimpfen ist leicht

Schimpfen und sich gegenüber unseren Kindern durch Ausübung von Macht durchzusetzen geht leicht und schnell. Es ist leicht, den eigenen Frust über unerfüllte Bedürfnisse an Kindern auszulassen. Es ist leicht, sie zu verbiegen und zu formen. Es ist leicht, unseren Triggern nachzugeben und die Fehler, die an uns gemacht wurden, auch an unseren Kindern zu wiederholen. Dafür muss man sich nicht groß anstrengen. Aber der Preis, den wir und unsere Kinder dafür zahlen ist hoch. Wir bezahlen dies mit der Beziehung zu unserem Kind und mit der psychischen Gesundheit unserer Kinder.

Eine neue Elterngeneration kommt auf den Plan

Der Weg jenseits davon, ist die pädagogische Königsdisziplin. Eine Disziplin in die wir gesellschaftlich mehr und mehr hineinwachsen.

Ich erlebe gerade mit Staunen und emotionaler Berührung, wie aus dem Nichts heraus, eine Generation von Eltern auf den Plan tritt, die oftmals ohne, dass sie es in ihrer eigenen Kindheit erlebt hat, aus sich heraus eine Pädagogik in die Welt bringt, die sich ganz einfach stimmig anfühlt. Wir erleben, dass mitunter hochtraumatisierte Eltern sich selbst heilen und gleichzeitig ihre Kinder begleiten, auf eine Weise, die ihrem innersten und ganz natürlichen Wissen darüber entspringt, was die kindliche Seele braucht, um zu gedeihen. Eltern, die am Herzen ihrer Kinder dran sind, wie emotionale Herzchirurgen und die bewusst schauen, was sie in die Persönlichkeit ihrer Kinder hineininformieren möchten. Wir sehen eine Generation von Eltern, deren Berufung es ist, die neue Zeit zu bringen, indem sie ihre Kinder dabei begleiten gesund heranzuwachsen und die zu werden, die in ihnen angelegt sind. Im Moment passiert ein gesellschaftlicher Wandel und zwar von innen heraus. Ich freue mich darauf, was diese heranwachsenden Kinder alles in die Welt bringen werden in der Zukunft.

Heilen wir uns selbst, um gute Eltern sein zu können

Unsere Kinder stehen auch stellvertretend für unsere inneren Kinder und unsere Kinder stehen stellvertretend für uns selbst als wir Kinder waren. Sie triggern mit ihrer kindlichen Lebendigkeit und Verwundbarkeit unsere eigenen tiefen Wunden. Sie laden uns ein, uns zu heilen um ihnen gute Eltern, Verwandte, Begleiter zu sein. Wenn wir uns selbst heilen, werden unsere Kinder heil sein.

Sich vorzunehmen, es anders zu machen, wird uns nicht weiterbringen. Dinge können sich immer nur verändern, wenn wir sie erfasst und durchschaut haben. Die richtige Benennung von Dingen, bringt sie zugleich in die Auflösung.

Eine Änderung erfordert tiefes Begreifen

Wir müssen hier unsere Grundeinstellung genauer betrachten. Uns wurde vermittelt, dass Erwachsene in der Wertigkeit über den Kindern stehen. In meiner Kindheit wurden Kinder in Familien, Kindergärten und Schulen dazu „erzogen“ zu „folgen“. Unfreundliche Belehrungen, Vorwürfe, Kritik und Bestrafungen galten als normal. Unreflektierter Narzissmus war innerhalb von Familien und bei Pädagog/innen in Kindergärten und Schulen weit verbreitet. Ohrfeigen, Hausarrest und Fernsehverbot waren anerkannte bis tolerierte Erziehungsmethoden. Gewalt war allgegenwärtig, man erkennt das in alten Kinderbüchern ebenso wie im allseits beliebten Film „Kevin allein zuhaus“. Wir kannten es nicht anders, es gab kein I-net, die Menschen waren uninformierter und unaufgeklärter als heute. Wir leben heute in einer Zeit, in der Mißstände ans Licht kommen. Daran erkennen wir die stetige Schwingsungserhöhung der Erde. Schattenarbeit wird im Moment überall geleistet, wir werden immer durchlässiger und unsere Schwingung erhöht sich. Das erfordert Innenarbeit.

Das alte Bild vom Kind

Dieses alte Bild vom Kind und vom Elternsein ist noch in uns verankert, auch wenn die meisten dieser Methoden meist nicht mehr angewendet werden. Aber unsere Narben sind noch da und das falsch vermittelte Bild darüber, wie Kinder gesehen und behandelt werden dürfen, ist noch in uns abgespeichert. So bleibt es auch in uns, bis wir es zerlegt und verstanden haben. Dann können wir frei entscheiden, was wir möchten.

Meine Generation wird es noch kennen, wir mussten als Kinder „brav“ sein, es wurde nicht zurück geredet. Über Gefühle wurde wenig bis gar nicht gesprochen und wenn wir nicht gehört haben, wurden wir auf unser Zimmer geschickt. Für mich ist diese Zeit gekennzeichnet von einem fehlenden Respekt gegenüber Kindern als vollständige Menschen. Die Bedürfnisse und Vorstellungen der Eltern, wurden auf die Kinder übertragen. Haben sie diese nicht erfüllt, stand fest, dass sie etwas falsch gemacht haben und sie wurden dafür sanktioniert. Die Gesetze haben oftmals launische Eltern gemacht und die Kinder mussten sich daran halten. Als „schlimm“ galt man, wenn man sich mehr oder weniger nicht beugen wollte. Disziplin und Gehorsam standen über Beziehung und Bindung. Die Eltern- Kind Beziehung war stark hierarchisch geprägt. Ich könnte mir das heute gar nicht vorstellen, mir ist die Beziehung zu meinem Kind viel zu wichtig. Manchmal wundere ich mich und frage mich, wie das damals alles möglich war.

Transformierst du deine Einstellung, ändert sich alles

Wir haben gelernt, dass Eltern mit ihren Kindern „schimpfen“ können, wenn ihnen der Sinn danach steht. Es ist nach wie vor ganz normal, dass Eltern ihre Kinder anschnauzen, oder ihnen durch Blicke und Tonfall verständlich machen, wenn sie etwas machen, dass ihnen nicht passt. Das solte aber nicht normal sein.

Dieses Verhalten ist toxisch – Ich spreche mit dir in einem unfreundlichen Tonfall, kritisiere dich oder schreie dich an und du bist auch noch selbst daran schuld, weil du dich auf eine Weise erhalten hast, die mir nicht gefällt. Wir müssen verstehen, welche giftigen Botschaften wir damit unseren Kindern schicken. Es ist massiv grenzüberschreitend was da geschieht.

Wir mischen uns in das emotionale und körperliche Feld eines Kindes ein, wenn wir uns so verhalten. Wir verschalten unsere Bedürfnisse mit ihrem Verhalten und ihrem Sein. Wir leben uns dann durch sie und sie leben etwas, das uns gehört. Kinder sollten nicht zu unseren Bedürfnisserfüllern werden, wir nehmen ihnen dadurch etwas von ihrer Lebenskraft und Persönlichkeit. Wir dürfen das ablegen und uns selbst um unsere Belange kümmern. Lassen wir unsere Kinder intakt und respektieren wir ihre psychischen und körperlichen Grenzen.

Wenn du also etwas dauerhaft an deinem Verhalten gegenüber deinem Kind verändern möchtest, dann musst du solche innere Einstellungen in dir ausfindig machen und dingfest machen. Wenn diese Einstellungen fallen, dann fallen auch die dazugehörigen Verhaltensweisen um wie Dominosteine.

Es werden dir einige Dinge absurd vorkommen, wenn du hinsiehst was da eigentlich los ist.

An diesem Punkt kannst du zum Raumhalter werden für dein Kind. Mehr dazu im nächsten Blogartikel.

Herzlich, Karoline

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